Was ist Jugend forscht?
Jedes Jahr veranstaltet die Stiftung Jugend forscht unter einem bestimmten Motto einen Wettbewerb, bei dem Kinder und Jugendliche bis zu 21 Jahren, mitmachen können. Der Wettbewerb beschäftigt sich ausschließlich mit MINT-Themen, also mit wissenschaftlichen Themen der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Schüler aus ganz Deutschland schließen sich innerhalb ihrer Schule zu einer kleinen Gruppe zusammen (meistens zwischen 1-3 Personen) und entwickeln in der Jugendforscht-AG an der Schule ihr eigenes Forschungsprojekt. Ziel der Stiftung ist es, junge Menschen für die Naturwissenschaften und die Forschung zu begeistern. Hierbei ist den Gruppen freigestellt, um welche Idee es sich handelt, bzw. in welchem Themengebiet. Die Schüler lernen verschiedenste Fähigkeiten, wie beispielsweise die Anfänge des Programmierens, oder auch naturwissenschaftliche Kenntnisse, die man im normalen Schulunterricht vermutlich nicht angesprochen hätte. Viele dieser Inhalte sollen sich die Schüler selbstständig erarbeiten, wobei sie allerdings durch die betreuenden Lehrkräfte unterstützt werden.
Vor den tatsächlichen Wettbewerbsrunden schreiben die Schüler zu ihrem Forschungsprojekt eine schriftliche Arbeit, in der die gesammelten Daten und Ergebnisse, aber auch alle Vorgehensweisen, Erfahrungen und Probleme im Projekt erläutert werden. Ziel hierbei ist, dass die Juroren von Jugend forscht bereits einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten der Schüler bekommen.
Wenn die Zeit für den tatsächlichen Wettbewerb gekommen ist, fahren sämtliche Schüler zusammen zum Regionalwettbewerb. Dort hat jedes Projekt einen eigenen Stand, der, wie eine Art Messestand, den Inhalt des Projekts erläutern soll. Die Projekte sind in die Kategorien Mathe, Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Arbeitswelt, Technik und Geo- und Raumwissenschaften aufgeteilt.
Für jede Kategorie gibt es eine entsprechende Fachjury, die sich einen Kurzvortrag zu jedem Projekt anhört und anschließend über eine Platzierung entscheidet. Die Wettbewerbstage sind immer sehr angenehm gestaltet und werden oft in bekannten Forschungseinrichtungen, wie beispielsweise im Forschungszentrum Jülich veranstaltet. Dadurch haben die Schüler über den Tag verteilt mehrmals die Möglichkeit etwas über die neusten Forschungsprojekte zu lernen.
Zum Abschluss des Regionalwettbewerbs erfolgt die Preisverleihung. Gewinnt man einen der ersten Preise, ist man im Halbfinale – in die Landesrunde – eingeladen, die ungefähr zwei Monate später stattfindet. Während dieser Zeit kann man an seinem Projekt weiterforschen. Schafft man auch beim Landeswettbewerb einen ersten Platz, geht es weiter bis zur deutschlandweiten Bundesrunde. Der Bundeswettbewerb ist eine große Veranstaltung, die von mehreren Unternehmen in der Industrie unterstützt wird, und entsprechend groß von den Medien begleitet wird.
Beim Bundeswettbewerb lassen sich viele Dinge lernen und neue Kontakte knüpfen. Auch bietet eine Teilnahme bei Jugend forscht eine erhöhte Chance auf ein Stipendium, wenn man anfängt zu studieren. Die Bundessieger erhalten ein Preisgeld von € 3000, wobei die anderen Teilnehmer auch viele verschiedene Sonderpreise, wie – neben Geldpreisen – ganze Forschungsaufenthalte, Stipendien oder einen Besuch bei der nächsten Nobelpreisverleihung, gewinnen können.
Meine Erfahrung bei Jugend forscht
Vier Jahre in Folge habe ich (Lauri, Schüler der Q2) bei Jugend forscht teilgenommen und es zweimal zum Bundeswettbewerb geschafft. Beim letzten Mal konnte ich einen dritten Platz auf der Bundesebene erzielen.
In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich ein automatisches Feuermelde- und Löschsystem entwickelt. Meine Erfindung, die von Aussehen und Größe einem herkömmlichen Feuermelder ähnelt, ist neben dem Melden eines Brandes auch in der Lage das Feuer mithilfe einer Wärmebildkamera zu lokalisieren und letztendlich zielgerichtet zu löschen. Ziel ist es, den Brand bereits in der Entstehung zu erkennen und zu löschen, damit keine weiteren Schäden durch Brand und Löschwasser entstehen können.
Während ähnlich existierende Modelle auf dem Markt einen festen Wasseranschluss in der Decke besitzen und meist in der Decke eingebaut und somit sehr teuer und aufwendig in der Installation und Wartung sind, lag mein Fokus darin, ein Modell zu entwickeln, dass eine eingebaute Löschmittelkartusche besitzt und somit, wie ein herkömmlicher Feuermelder, an jede Decke geschraubt werden kann. Dadurch ist meine Erfindung deutlich günstiger und einfacher in der Installation und lässt sich durch meine austauschbaren Löschmittelkartuschen sehr leicht warten! Durch Einbeziehung der Flugkurve des Löschmittels und einem ausreichenden Druck auf den Kartuschen konnte ich eine Entfernung von ungefähr 4-5 Meter im Radius realisieren.
Für mein Projekt habe ich, neben der Programmiersprache C++, zusätzlich die Programmiersprache Dart gelernt, um eine eigene App zu programmieren. Diese lässt sich mit meinem System verbinden und für verschiedene Funktionen nutzen. Im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre habe ich fünf individuelle Modelle entwickelt, die sich mit der Zeit deutlich verbesserten. Bei meinem letzten Modell habe ich beispielsweise eine eigene Platine konstruiert, die im Anschluss industriell gefertigt wurde.
Für die Zukunft möchte ich versuchen, mein Projekt, mithilfe eines Investors, zu realisieren und auf den Markt zu bringen.
Die Bundeswettbewerbe waren in beiden Jahren ein sehr beeindruckendes Ereignis. Es macht sehr viel Spaß, sich mit den anderen Teilnehmern auszutauschen und man lernt in den viertägigen Wettbewerben sehr viel dazu! Das Jugend forscht-Team gibt sich sehr viel Mühe bei der Organisation und Planung des Wettbewerbs. Riesige Events verdeutlichen das noch einmal.
In diesem Jahr konnte ich den dritten Platz im Bundeswettbewerb in der Kategorie Technik erzielen. Durch wurde ich, wie auch die anderen Gewinner, zu Bundeskanzler Olaf Scholz, ins Bundeskanzleramt eingeladen. Wir haben dort eine ausführliche Führung durch das Bundeskanzleramt bekommen und konnten Olaf Scholz im Anschluss darauf einige Fragen stellen.
Fasse ich meine Jugend forscht-Erfahrungen einmal zusammen, haben sich diese definitiv gelohnt. Ich konnte in den letzten vier Jahren viele verschiedene Dinge lernen und wurde von vielen Unternehmen bei meinem Vorhaben unterstützt. Ich habe Kontakte mit anderen Teilnehmern und – für mein Projekt interessante – Firmen in der Brandschutzindustrie gewinnen können. Abschließend kann ich eine Teilnahme bei Jugend forscht jedem ans Herz legen, egal in welchem Alter, mit welchem Projekt, ob mit oder ohne eine Aussicht auf eine Platzierung, da eine Teilnahme einfach sehr viel Spaß macht und eine tolle Erfahrung ist!
Lauri, Q2