Gedenkveranstaltung der Königin-Luise-Schule zur Reichspogromnacht

Die Königin-Luise-Schule fühlt sich dem Gedenken und der Verantwortung, die für uns als Gesellschaft aus dem Holocaust erwächst, in besonderer Weise verpflichtet. Seit vielen Jahren werden an unserer Schule in Geschichtskursen in engagierter Kleinarbeit die Biografien jüdischer Mitschülerinnen erforscht und so dem Vergessen entrissen. In Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum können so seit vielen Jahren Stolpersteinen verlegt werden. Aus Anlass des Gedenkens an die Reichspogromnacht wurden nun insgesamt zehn Stolpersteine verlegt. Die Schicksale hinter den Namen wurden in einer eindrucksvollen Veranstaltung im PZ der Königin-Luise-Schule von Schülerinnen und Schülern vorgestellt. Lily berichtete über Mina Wolff, die als Jüdin die Schule verlassen musste. Jahre später ermöglichte sie ihrem Sohn Jonas die Flucht. Man konnte eine Stecknadel fallen hören im mit 400 Zuhörenden bis zum letzten Platz besetzten PZ der Schule, als Lily erzählte, dass Jonas zum Abschied von seiner Mutter eine Tafel Schokolade erhielt, ihr einen Kuss gab, in den Zug stieg und weder seinen Vater noch seine Mutter jemals wiedersah – das Schokoladenpapier bewahrte er bis zu seinem Tod im Jahr 2015 auf.
Untermalt wurden die unter die Haut gehenden Beiträge von musikalischen Beiträgen der Klezmer-Gruppe, die jiddische Lieder darboten. Der Abiturjahrgang beendete die Gedenkveranstaltung mit beeindruckenden Appellen. Dabei wurden viele von ihnen durch ihren Besuch in Auschwitz im Frühjahr in ihrer Überzeugung gestärkt, dass in der heutigen Zeit, in der Angriffe auf Andersdenkende und Andersgläubige, Hass und Hetze fast schon wieder zum normalen Umgangston gehören, die Gräueltaten des Holocaust nicht vergessen werden dürfen. „Nie wieder ist jetzt“, formulierten sie ihre Überzeugung.
Insgesamt nahmen etwa 350 Schüler und Schülerinnen an der Veranstaltung teil, von denen 250 aktiv an der Gestaltung des Tages beteiligt waren – unter anderem, indem sie durch Klassenpatenschaften die Mehrzahl der Stolpersteine finanziert hatten. Ebenso nahmen Nachkommen von zwei ehemaligen jüdischen Schülerinnen teil und zeigten sich von dieser Art des Gedenkens tief beeindruckt.

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