„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“
von Elsa (8b) und Greta (Q1)
Wir alle kennen die Stolpersteine, die vor dem Haupteingang unserer Schule liegen. Jeder von ihnen zeugt vom tragischen Schicksal einer ehemaligen Schülerin oder Lehrkraft unter der NS-Diktatur. Jeder zeugt aber auch davon, dass hier jemand mit Herz und Verstand, mit Interesse und viel Engagement dieses Schicksal erforscht und die Lebensgeschichte vor dem Vergessen bewahrt hat. Diese Arbeit wird seit langer Zeit in den Projektkursen Geschichte geleistet – sie ist oft anstrengend und mühsam, aber auch ungemein sinnvoll, erfüllend und bereichernd.
Stolpersteine vor der KLS
In der diesjährigen Projektwoche bot ein Workshop für Schülerinnen und Schüler der Stufen 7 bis Q2 die Möglichkeit, diese wissenschaftliche Recherche besser kennenzulernen und sich an dem Erinnerungskonzept der KLS zu beteiligen.
So wurden wir am Montag direkt in die Thematik eingeführt: Wir erfuhren, wie die KLS entstanden ist und vor allem, wie sie sich über die Jahrzehnte weiterentwickelt hat. Auch von der Jawne, dem jüdischen Gymnasium, wurde uns erzählt und ebenso von der Situation, in der jüdische Menschen während des Nazi-Regime gelebt haben. Schließlich konnten wir uns auch an der Recherche versuchen, indem wir alte Dokumente von Sütterlin in unsere moderne Schrift übersetzt haben.
Recherche zu Anneliese Cohn
Am Dienstag wurde uns die Internet-Recherche gezeigt und im Zuge dessen haben wir uns mit Anneliese Cohn beschäftigt, einer ehemaligen jüdischen Schülerin, die im Jahr 1932 an der KLS Abitur gemacht hat. Auf verschiedenen Webseiten und in Online-Archiven haben wir versucht, so viel wie möglich über ihre Familie und ihr Leben herauszufinden. Dabei hat sich leider gezeigt, dass es gar nicht so einfach ist, Informationen zu finden, weil so vieles im Krieg verloren gegangen ist. Man musste alte Dokumente entziffern, die noch in Sütterlin geschrieben waren, und sich in originalen Adressbüchern von 1920 zurechtfinden. Außerdem haben zwei Schüler das Haus besucht, in dem Anneliese aufgewachsen ist. Das Haus, welches sich in der Lochnerstraße am Rathenauplatz befindet, hat glücklicherweise den Krieg überlebt und sieht heute noch aus wie damals!
Annelieses Wohnhaus in der Lochnerstraße, Fassade und Treppenhaus
Am Mittwoch waren wir außer Haus und haben als ersten Teil unserer Exkursion das Historische Archiv besucht. Dort konnten wir uns originale Dokumente angucken, darunter Zeugnisdokumente, Akten von ehemaligen Schulleitern, Zeitungsartikel und sogar private Fotos aus der KLS (denn nicht nur unsere Betreuerin im Archiv, sondern auch ihre Mutter und Großmutter waren Schülerinnen der KLS)! Anschließend wurde uns die Restaurationsabteilung gezeigt, wo die Mitarbeiter uralte Bücher restaurieren, von denen die meisten beim Archiv-Zusammenbruch 2009 stark beschädigt wurden.
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Im Historischen Archiv
Nach einer kurzen Pause haben wir uns auf den Weg nach Müngersdorf gemacht, wo wir eines der wenigen Kölner Holocaust-Denkmale besichtigt haben. Dieses steht in Form einer Kunstinstallation dort, wo sich früher das Deportations- und Barackenlager Müngersdorf befand (Die Skulptur stammt übrigens vom Sohn des Architekten, der unser PZ entworfen hat). Es war der letzte Stopp für viele Kölner Gefangene, bevor sie mit Deportationszügen in die Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht wurden. Nach der Besichtigung des Gedenkortes haben wir dann noch die verschmutzten Informationstafeln und den „Weg des Gedenkens“ gereinigt.
Gedenkort Köln-Müngersdorf
Donnerstags hatten wir die Wahl, weiter Anneliese Cohns Biographie zu erforschen oder uns mit den Geschichten anderer jüdischer Schülerinnen zu beschäftigen, deren Namen wir erst am Mittwoch in archivierten Zeugnislisten entdeckt haben.
Alles in allem empfanden wir die Projekttage als sehr informativ und eindrücklich. Es war sehr interessant im historischen Stadtarchiv Kölns hinter die Kulissen schauen zu können oder die Geschichte hinter dem Müngersdorfer Holocaust-Denkmal zu erfahren. Toll fanden wir vor allen Dingen die Forschungsarbeit zu den bisher vergessenen jüdischen Schülerinnen. Das war zwar anspruchsvoll, aber immer wenn wir ein bisschen mehr über z.B. Anneliese, ihren Mann oder ihre kleine Tochter herausgefunden haben, wussten wir, dass wir unseren Teil beitragen, die Geschichten der NS-Opfer am Leben zu halten und mit dafür sorgen, dass die Untaten der Nationalsozialisten niemals vergessen werden. Auch ging der Kurs weit über den normalen Geschichtsunterricht hinaus und manche der Informationen, die erarbeitet wurden, waren ganz neu und noch gar nicht mit unseren Schülerinnen in Verbindung gebracht worden.
Ergebnisse der Recherche zu Anneliese Cohn
Wir fanden wirklich, dass dieser Workshop eine tolle Möglichkeit bot, mehr über unsere Schule zu lernen und persönlich etwas zu unserem Erinnerungskonzept beizutragen. Und es hat sich gezeigt, dass viele diese Meinung teilen: als Projektgruppe haben wir uns entschieden, auch einen Stolperstein für Anneliese Cohn zu stiften.
Hier lernte
Anneliese Mayer
geb. Cohn
Jg. 1913
Flucht Holland
Flucht in den Tod
15. Mai 1940