Campustage KLS
Die Kölner Hochschulen öffneten erstmalig ihre Lehrveranstaltungen für alle KLS-Schülerinnen und Schüler der Q1
Von Michael Labuhn, Team der Studien- und Berufsorientierung der KLS
Nach dem Ende der Coronarestriktionen an den Universitäten stieß die Idee der „Campustage“, mit der die Schülerinnen und Schüler der Q1 von der Schule im November überrascht wurden, auf großes Interesse. In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule, der Deutschen Sporthochschule und der Universität zu Köln war es möglich, den Schülerinnen und Schülern am 15. und am 16. November für zwei Tage den persönlichen Zugang zu diversen Lehrveranstaltungen der drei wichtigsten Kölner Hochschulen anzubieten. Neben einem verbindlichen Besuch der TH für alle, der mit einer auf Fragen der Schülerschaft aufbauenden Informationsveranstaltung begann, wählten die Schülerinnen und Schüler am zweiten Tag zwischen dem Besuch von Lehrveranstaltungen der Universität oder der Sporthochschule. Nach einer kurzen Einführung über den Organisationsprozess konnten sich alle bequem online in einer Tabelle die gewünschten Veranstaltungen aussuchen. Die digitale Plattform der Studien- und Berufsorientierung findet man hier: https://padlet.com/mlabuhn/yekq1t7hm5loqu67
Dass die Fächer Medizin und Psychologie an der Universität inzwischen für Besuch aus Schulen nicht mehr gerne öffnen, da sie vom Interesse sonst überrannt würden, wurde traurig zur Kenntnis genommen, konnte aber durch das sonst sehr große Angebot an Veranstaltungen insgesamt hoffentlich ausgeglichen werden. Allerdings zeigte sich der großer Vorteil einer kleinen Schule: Eine Jahrgangsstufe mit 100 oder weniger Schülerinnen und Schülern überfordert die Kapazitätsgrenzen der Hochschulen noch nicht.
Von Vorteil bei diesem vom Schülerinteresse geleiteten Wahlverfahren war aber auch der soziale Aspekt, wie alle spätestens bei dem Versuch, ihren Veranstaltungsort auf dem Campus riesiger Hochschulen zu finden, feststellten: Meistens sie waren nicht allein, sondern in Kleingruppen unterwegs und so war es leichter, die Berührungsängste und Orientierungsprobleme zu überwinden, sodass die Campustage, bei allen Problemen, die im Einzelfall auftauchten, ein großer Erfolg waren. Alle Schülerinnen und Schüler konnten einen sehr realistischen Eindruck vom Studium gewinnen, zu dem eben auch sehr einfache Erfahrungen gehören können, z.B. dass man schon selbstbewusst und autonom sein muss, um seine erste Lehrveranstaltung überhaupt zu finden. Das Urteil der Beteiligten ist klar, die Campustage sollen wiederholt werden, allerdings mit noch stärkerer Berücksichtigung individueller Interessen. Hier muss man dem Engagement und der Zuverlässigkeit der Jahrgangsstufe ein großes Lob aussprechen, denn die Schülerschaft repräsentierte die KLS in hervorragender Weise, sodass wir hoffen, im nächsten Jahr wiederkommen zu können.
In der zweiten Januarhälfte suchen sich die Schülerinnen und Schüler nun selbstständig ihren dritten „Campustag“ im Rahmen der „Studienwochen“, die das Land NRW in Koordination mit den Hochschulen anbieten. Viele weitere, kleine Schritte sind nötig, damit man den langen Weg bis zum Abschluss eines ganzen Studiums schafft, aber die ersten Schritte sind oft sehr wichtig, wie besonders Eltern wissen. Mögen die Campustage hier auch in Zukunft einen kleinen, aber wertvollen Beitrag leisten.
Studentin für einen Tag – Campustage KLS an der Universität zu Köln
Ein Erfahrungsbericht von Mia P., Q1
Die Uni Köln wirkt auf mich zuallererst einmal groß. Riesig. Ich stehe vor einem Gebäudekomplex, der auch als Stadtviertel durchgehen könnte. Dabei ist das hier nur ein Teil des in unzähligen Fakultäten über Köln verstreuten Campus. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als ich das Gebäude betrete: Die Flure sind breit, die Decken hoch und die Wände ein bisschen heruntergerockt. Selbst die überwältigende Studierendenmasse schafft es nicht ganz, die breiten Gänge auszufüllen. Ich laufe zweimal in den ersten Stock und wieder hinunter, bis ich mir per Fluchtplan das Nummerierungssystem der Räume erschlossen habe. Als ich leicht außer Atem bei meiner Vorlesung ankomme, sitzen alle schon. So unauffällig wie möglich quetsche ich mich durch eine Sitzreihe. Als ich beginne mich einzurichten und den, an einer Armlehne befestigten, Tisch ausklappe, kracht dieser laut scheppernd in Position. Die Vorlesung beschäftigt sich mit dem Sehsinn im Film, Filmwissenschaften also, und das Seminar war als „Was wir sehen, blickt uns an“ betitelt. Die Dozentin beschreibt auf ansteckend passionierte Weise jegliche Einsatzmöglichkeiten des Kameraschwenks. Zwischendurch zeigt sie Ausschnitte aus Schwarz-Weiß-Filmen. Ich genieße das Gefühl, Dinge zu lernen, die ich mir vorher selbst ausgesucht habe, besonders etwas so Abwegiges, in meinem Alltag so Unbrauchbares wie die filmischen Einsatzmöglichkeiten des Kameraschwenks.
Meine nächste Vorlesung - „Einführung in die niederländischen Literaturwissenschaften“ - besuche ich mit einer Freundin zusammen. Die Gruppe ist klein, besteht nur aus ungefähr 15 Leuten und einer sehr jungen Professorin, die uns herzlich begrüßt. Wir dürfen an den Aufgaben teilnehmen und tragen sogar unsere Ergebnisse vor. Wir sind beide überrascht, wie mühelos das geht. Die Vorlesung ist zwar auf Deutsch und wir haben beide in der Oberstufe Deutschleistungskurs gewählt, aber trotzdem, oder gerade deswegen sind wir vom Niveau dieses Seminars überrascht. Ich hatte damit gerechnet, Fachbegriffe und literarische Klassiker um die Ohren gehauen zu bekommen, doch das hier fühlt sich eher wie eine normale Schulstunde an. Auf der einen Seite fühle ich mich beruhigend gut auf die Uni vorbereitet, auf der anderen Seite hätte ich mit mehr Herausforderung gerechnet. Doch allein zwischen den zwei Vorlesungen lag ein so großes Gefälle, dass man hier wahrscheinlich nicht pauschalisieren sollte.
Ein wenig schade war es dann doch, dass sich weder die Psychologie- noch die Medizin-Fakultät bereit erklärt hat, uns in die Vorlesungen hineinschnuppern zu lassen, aber wenn wir uns gut genug benommen haben, ist das nächstes Jahr bestimmt auch noch möglich.