Bericht aus Mexiko
Wir sind Feli und Elisa und verbringen vier Monate im Austausch in der mexikanischen Stadt Puebla. Am Dienstagnachmittag in den Herbstferien sind wir vom Frankfurter Flughafen abgereist. Der Flug dauerte elf Stunden und es fühlte sich an wie eine Zeitreise, da der Himmel auf dem Flug nicht dunkel wurde. Als wir ankamen, war es nach deutscher Zeit zwei Uhr nachts und nach mexikanischer Zeit achtzehn Uhr.
Bei unserer Ankunft wurden wir herzlich begrüßt und fuhren zwei Stunden vom Flughafen in Mexiko Stadt nach Puebla. Uns beiden fiel sofort auf, dass hier sehr wilder Verkehr herrscht, beispielsweise fahren Motorräder ganz knapp in die Lücken der Fahrstreifen und die Autos wechseln für uns Deutsche schnell und spontan die Fahrspur. Den Blinker rechtzeitig zu setzen wird hier überbewertet ; )
Wenn die Autos stehen bleiben, sieht man immer wieder, wie Personen zwischen den Autos laufen und Getränke oder Ähnliches verkaufen.
Am nächsten Tag ging es für uns in die Schule und bereits auf dem Weg dorthin beeindruckte uns der Vulkan Popocatépetl und viele Palmen, die uns sofort gute Laune bereiteten. An der Schule erwartet uns ein großer Eingang, an dem Wächter aufpassen, dass niemand unerlaubt in die Schule fährt. Nach dem Ausstieg scannen wir am Haupteingang unseren Schülerausweis, bevor wir zum Klassenraum gehen.
Die Atmosphäre in der Schule wirkt sehr freundlich. Viele Schüler verabschieden sich bei den Lehrern mit einem Handschlag und generell herrscht eine freundschaftliche Art zwischen Schülern und Lehrern, sodass man sich wohlfühlt. Die Menschen außerhalb der Schule sind ebenso herzlich, hier verabschiedet und begrüßt man sich bei jedem, egal ob Fremde oder Bekannte, mit einem Kuss auf die rechte Wange und anschließend einer Umarmung. Das ist so, wie wenn man sich in Deutschland ,,Hallo‘‘ oder ,,Tschüss‘‘ zuruft oder wenn man winkt.
Hier hat jedoch nicht jeder das Privileg, in eine so gute Schule zu gehen. Es gibt Schulen, welche so viele Schüler haben, dass die Hälfte tagsüber unterrichtet wird und die andere Hälfte nachts. Von der anderen Seite bekommen wir aber nicht viel mit, da die Schule, in die wir gehen, von Leuten besucht wird, die eher zur Oberschicht von Mexiko gehören. Die deutsche Schule in Puebla ist eine gesicherte und geschützte Privatschule. Geschützt sind hier auch die Communitys, in denen wir wohnen. Sie sind rundum eingezäunt und vorne sind Schranken und Wächter, die den Ausweis von Besuchern kontrollieren und manchmal sogar eine Kofferraumkontrolle durchführen.
An unserer Schule werden auch viele Feste gefeiert, wir haben schon das Oktoberfest und das berühmte Fest ,,Día de los Muertos‘‘ gefeiert. Das Schulfest wurde noch vor den offiziellen Feiertagen, die am ersten und zweiten November sind, gefeiert, da man an den Feiertagen nur mit der Familie feiert.
In der Schule gab es einen Wettbewerb der Oberstufe: Wer die beste Ofrenda (Altäre für die verstorbenen Personen/Angehörigen) und Vorstellung zum Thema präsentiert, gewinnt auf dem ersten und zweiten Platz einen Preis.
Einige Tage später besuchte Elisa ein Dorf, in dem sie sich traditionelle Ofrendas anschaute, die von Familienmitgliedern der verstorbenen Person aufgebaut wurden. Den Familienmitgliedern wird ein Weg mit Cempasúchil-Blumen (Anm. mexikanische Ringelblume) freigelegt, damit die Seelen in der Nacht den Weg zu Haus und Altar finden. Während das geschieht, spielen Mariachi (trad. mexikanische Musikgruppe) Lieder von der Familie, die an die Seelen gehen. Danach wird man eingeladen, die Lieblingsspeisen des Verstorbenen zu probieren. Es fühlte sich alles sehr emotional an und man konnte den Schmerz der Familie mitfühlen. Außerdem gab es eine traditionelle Attraktion, bei der mehrere Personen in volkstümlicher Kleidung auf einen hohen Mast steigen. Der Anführer stellt sich dann in mehr als 30 Meter Höhe in die Mitte und versucht die Sonnengötter zu begrüßen. Zum Schluss lassen sich alle hinunterfallen, während sie an einem Seil befestigt sind, und kreisen so lange um den Mast herum, bis sie unten sind.
In Puebla findet man während dieser Zeit im Stadtzentrum auch viele andere Ofrendas. Das Zentrum ist ebenfalls geschmückt und überall sind orange-gelbe Cempasúchil-Blumen zu sehen. Wir haben hier schon viele leckere Speisen probiert sowie verschiedene Arten von Tortillas und Tacos, viele Churros, beliebte Süßigkeiten oder auch Getränke probiert. Es fällt auf, dass ganz viele Süßigkeiten, wie zum Beispiel Gummibärchen, in eine Chillipanade eingelegt sind.
Auch Halloween wird hier etwas größer als in Deutschland gefeiert. In den Communitys haben viele Häuser Halloween Dekoration in Form aufgeblasener Tiere oder Skelette im Vorgarten. Am Abend selber laufen die Familien dann von Haus zu Haus mit ihren Kostümen und fragen nach Süßigkeiten. Auch die Teenager machen dies hier noch gerne und es herrscht eine lustige und gesellige Stimmung.
Insgesamt haben wir bisher eine wundervolle Zeit in Mexiko erlebt, voller neuer Eindrücke und Erfahrungen! Hier gibt es genügend neue Dinge, die man über die Kultur von Mexiko lernen kann und das uns wohl noch erwartet. Wir freuen uns auf die nächsten Monate!!