Projektwoche an der Königin-Luise-Schule: Obdachlosigkeit in Köln

Wir sind Schülerinnen und Schüler der Königin-Luise-Schule in der Nähe des Friesenplatzes und haben uns im Rahmen unserer Schulprojektwoche 2024 mit dem Thema „Obdachlosigkeit in Köln“ beschäftigt.

Durch den Standort unserer Schule sind wir fast täglich mit dem Thema Obdachlosigkeit und dem damit zusammenhängenden Drogenkonsum konfrontiert. Dadurch entstehen auch schnell Vorurteile, weshalb es förderlich war, eine andere Perspektive kennenzulernen.

Zu Beginn unserer viertägigen Projektwoche starteten viele ohne große Erwartungen in das Projekt, nur mit der Hoffnung, nützliche und interessante Erkenntnisse zu gewinnen.

Am ersten Tag haben wir uns auf die folgenden Tage vorbereitet, indem wir uns zwei Fallbeispiele in Dokumentationen angeschaut haben und Fragen bzw. Vorurteile bezüglich des Themas gesammelt haben. Durch die im Nachhinein folgende Diskussion über das Thema und die ersten aufkommenden Fragen, wurde schnell deutlich, dass die Meinungen zu der Frage, ob Obdachlose selbst schuld an ihrer Situation sind, auseinandergehen.

Am zweiten Tag wurden wir von dem ehemaligen Obdachlosen Markus, der nun für die Organisation „Draussenseiter“ Führungen durch Köln anbietet und dabei von seiner Geschichte erzählt, durch Köln geführt und haben dabei viele interessante und neue Informationen über Orte, die wir als Kölner:innen sonst anders wahrgenommen haben, gesammelt. Die Führung hatte den Fokus auf Drogenabhängigkeit und das Leben auf der Straße.

Markus erzählte uns von seinem Schicksal, was uns eine andere und persönlichere Sicht auf das Thema gewährleistet hat. Dadurch haben wir Gefühle wie Mitleid verspürt, aber auch eine gewisse Abschreckung vor diesem Leben wahrgenommen. Besonders berührt hat uns, dass Markus trotz seinem Weg zurück ins bürgerliche Leben, immer noch mit den Folgen des Lebens auf der Straße unter starkem Drogenkonsum zu kämpfen hat.

Durch diesen persönlichen Kontakt wurde uns auch das Verständnis bezüglich des Lebens auf der Straße ermöglicht. Wir danken Markus sehr für das Teilen seines Schicksals und haben die Führung besonders positiv in Erinnerung.

Am dritten Tag wurden wir von Streetworker:innen in unserer Schule besucht, die mit dem ältesten Obdachlosen-Magazin „Draussenseiter“ eng zusammenarbeiten. Andreas, ein Sozialarbeiter, der sich vor allem mit aus Deutschland stammenden Obdachlosen beschäftigt, und uns auch am Tag der Führung schon begleitete, konnte uns viel über das Leben auf den Straßen Kölns berichten. Begleitet wurde Andreas von seiner Kollegin Friederike, die sich in erster Linie um osteuropäische wohnungslose Menschen in Köln kümmert. Auch Friederike konnte uns eindrucksvoll über Lebensläufe von betroffenen Menschen erzählen.

Zuerst haben die beiden uns erklärt, wer sie sind und was sie in ihrem Beruf als Streetworker:innen eigentlich genau machen. Wir haben gelernt, dass sie sich auf der Straße für Obdachlose und Wohnungslose einsetzen und versuchen, ihnen mit den verfügbaren Mitteln zu helfen. Beide sind ausgebildete Sozialarbeiter. Dabei gehen sie direkt auf obdachlose Menschen zu und kommen oft mit ihnen ins Gespräch. Wir haben die Perspektive einer Streetworkerin kennengelernt, die sich hauptsächlich um Menschen aus Süd-Ost-Europa kümmert, und die eines Streetworkers, der sich um Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft kümmert. Hier gibt es nach EU-Richtlinien nämlich große Unterschiede zu den Angeboten und Sozialleistungen zwischen deutschen Staatsangehörigen und Personen mit ausländischen Pässen, die kontrovers diskutiert werden.

Wir haben viele dieser Angebote für obdachlose Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit kennengelernt. Außerdem haben die Streetworker:innen unsere Fragen, die im Laufe der Tage der entstanden sind, beantwortet. Auch persönliche Erfahrungen und eigene Geschichten aus ihrem Berufsalltag haben sie erzählt, was sehr aufschlussreich war.

Am letzten Tag wollten wir uns aktiv unterschiedliche Hilfsorganisationen anschauen, wobei wir im sogenannten „Gulliver“, eine Überlebensstation für Obdachlose, auf einen sehr zuvorkommenden Obdachlosen gestoßen sind. Er ist von sich aus direkt auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir Hilfe brauchen. Dadurch sind wir in ein tiefgründiges Gespräch gekommen, in dem er uns erzählt hat, wie er auf der Straße gelandet ist. Dabei hat sich rausgestellt, dass er ein sehr gebildeter Mann ist, welcher keine Drogen konsumiert und viel Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild legt. Auch hier ist wieder die Abneigung gegenüber gemeinschaftlicher Schlafeinrichtungen deutlich geworden. Die Straße bietet ihm mehr Privatsphäre und mehr Ruhe von anderen Obdachlosen. Hierbei wurden wir wieder überrascht, wie schnell man trotz einer guten Bildung, wie in diesem Fall das Abitur, einem Studium und einer Kochausbildung, obdachlos werden kann. Er würde gerne aus seiner Lebenssituation rauskommen, wenn er könnte, was unseren Eindruck von ihm gestärkt hat. Anders als andere Obdachlose, war er sehr gepflegt und hat uns erzählt, dass er seine Schlafplätze ordentlich hinterlässt. Das Vorurteil, dass alle Obdachlose drogenabhängig und aggressiv sind, wurde damit widerlegt. Die bevorstehende Karnevalszeit ist besonders für uns Jugendliche eine sehr aufregende Zeit, doch für die meisten Obdachlosen eine Situation, aus denen sie fliehen müssen. Uns persönlich hat das Gespräch emotional sehr mitgenommen, wir haben uns aber sehr über die Offenheit gefreut. Uns ist aufgefallen, dass ihm das Gespräch sehr gut getan hat und hoffen ihn bald wieder zu sehen und mit ihm zu reden.

Als Fazit dieser Projektwoche lässt sich sagen, dass wir mit einem anderen Blickwinkel durch Köln gehen. Unbewusste Vorurteile, welche viele von uns hatten, sind deutlich zurückgegangen. Einige von uns sind durch die Projektwoche deutlich aufgeklärter über das Thema, und nehmen Obdachlose anders war. Wir danken allen, die uns diese Erfahrung ermöglicht haben und offen für unser Projekt waren.

Autorinnen: Juli, Mina, Mascha, Sina und Amy (Q2, Q1)

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